Vorsicht Abzocke: Unseriöse Rechtsanwälte kassieren erst, helfen später – wenn überhaupt

Johann Tillich • 13. August 2025

Wenn Anwälte erst kassieren – und dann im Stich lassen

Immer mehr überschuldete Menschen geraten ins Visier unseriöser Anbieter. Ein besonders krasser Fall zeigt, wie Rechtsanwälte mit hohen Gebühren kassieren – und am Ende kaum helfen.

Teurer Umweg statt echte Hilfe
Ob als „Schuldnerberatung“ oder als Rechtsanwaltskanzlei: Einige Anbieter versprechen, gegen monatliche Ratenzahlungen Verhandlungen mit Gläubigern zu führen und so eine Insolvenz zu vermeiden. Doch die Realität sieht oft anders aus: Das Geld fließt zunächst in hohe Gebühren – manchmal bis zu zehn Prozent der gesamten Schuldsumme – bevor überhaupt eine Einigung versucht wird.

„Dieses Geschäftsmodell ist brandgefährlich. Während die Betroffenen glauben, ihre Schulden würden sinken, wachsen sie in Wahrheit weiter“, warnt Johann Tillich, der Finanzexperte vom Verein für Existenzsicherung (VfE).

Der Fall: 7.775,25 Euro für ein leeres Formular
Ein besonders dreister Fall liegt dem Verein für Existenzsicherung e. V. vor:
Ein Rechtsanwalt versprach einem Mandanten, durch außergerichtliche Verhandlungen mit Gläubigern die Insolvenz zu verhindern. Der Mandant zahlte monatlich 400 Euro. Nachdem der Anwalt sein vollständiges Honorar kassiert hatte, erklärte er, die Verhandlungen seien gescheitert – und schickte dem Mandanten lediglich ein leeres Formular, das dieser selbst ausfüllen und beim Gericht einreichen musste. Besonders krass ist, dass der Kanzlei bekannt war, dass der Mandant gar keinen Insolvenzantrag stellen kann, da er eine Sperrfrist bis 2029 hat. 
Für diese „Leistung“ stellte der Anwalt 7.775,25 Euro in Rechnung. Diese Auskunft hätte er beim Verein für Existenzsicherung e. V. für 0,00 € bekommen.

Gesetzliches Minimum statt echter Beratung
Oft beschränken sich solche Anbieter auf die gesetzlich vorgeschriebenen zwei außergerichtlichen Einigungsversuche. Scheitern diese – was bei komplexen Schuldenlagen häufig vorkommt – bleibt den Betroffenen nur der Gang in die Privatinsolvenz. Zusätzlich kommen versteckte Extra-Kosten hinzu, etwa für jede Kontaktaufnahme mit Gläubigern oder für Schriftverkehr.

So erkennen Verbraucher seriöse Hilfe
Fallen Sie nicht auf reißerische Google Werbung von Rechtsanwaltskanzleien herein
Rechtsanwaltskanzleien mit 47 Rechtsanwälten sind mit Sicherheit nicht günstig
Prüfen Sie die zugesandten Verträge auf die Gebührentabelle
Keine monatlichen Ratenzahlungen an die Beratungsstelle oder Kanzlei
Volle Kostentransparenz von Anfang an
Schuldner behalten selbst die Kontrolle über Zahlungen und Gläubigerkontakte

VfE-Tipp: „Finger weg von allen Angeboten, bei denen Sie nicht selbst die Kontrolle über Ihre Zahlungen behalten. Gerne prüft der Verein für Existenzsicherung e. V. Schuldnerberatung diese Angebote und hilft dadurch, Schaden zu vermeiden.
#schuldnerberatung
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VfE bietet mehrsprachige Schuldenberatung und informiert international über aktuelle Entwicklungen
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Doch im Internet häufen sich Angebote vermeintlich „kostenloser“ oder „besonders erfolgreicher“ Schuldenberatung, hinter denen sich oft teure Verträge verbergen. Viele Betroffene berichten von hohen monatlichen Raten zwischen 400 und 900 Euro – ohne dass tatsächlich eine nachhaltige Entschuldung erreicht wird. Der Verein für Existenzsicherung e. V. (VfE) warnt vor solchen Angeboten. In vielen Fällen steht in den Verträgen ausdrücklich, dass kein Erfolg geschuldet wird, obwohl mit „erfolgreicher Schuldenregulierung“ geworben wird. Häufig werden nur zwei Vergleichsangebote an Gläubiger unterbreitet – und die Erstellung eines Insolvenzantrags ist gar nicht Bestandteil der Leistung. Transparente Hilfe mit festen Pauschalen Der gemeinnützige Verein für Existenzsicherung e. V. arbeitet mit klaren, festen Pauschalen, ohne versteckte Zusatzkosten. Ziel ist eine faire, transparente und nachhaltige Schuldenberatung, die Menschen auf dem Weg in die finanzielle Selbstbestimmung begleitet. Dabei legt der VfE besonderen Wert auf außergerichtliche Lösungen, um Insolvenzverfahren möglichst zu vermeiden. Wo ein Insolvenzverfahren notwendig wird, begleitet der Verein seine Klienten während des gesamten Verfahrens – bis hin zur Restschuldbefreiung. „Wir wollen, dass Schuldner verstehen, was mit ihrem Geld passiert – und dass sie echte Chancen auf einen Neuanfang haben“, betont ein Sprecher des Vereins. „Dafür braucht es keine Lockangebote, sondern ehrliche Beratung und klare Strukturen.“ Checkliste: Seriöse Schuldenberatung erkennen Verbraucher können mit wenigen Punkten prüfen, ob ein Angebot vertrauenswürdig ist: 1. Transparenz der Leistungen Leistungen sind klar beschrieben (z. B. Gläubigerverhandlungen, Insolvenzantrag, Haushaltsplan). Keine vagen Erfolgsversprechen wie „Schuldenfrei in 6 Monaten“. 2. Kosten und Zahlungsbedingungen Alle Kosten werden offen kommuniziert. Keine überhöhten monatlichen Raten oder versteckten Gebühren. 3. Seriöse Werbung Keine garantierte „Schuldenfreiheit“ oder unrealistische Erfolgsquoten. Keine aggressiven Verkaufsstrategien oder Druck zur Vertragsunterzeichnung. 4. Vertragliche Klarheit Vertrag nennt alle Leistungen und Ausschlüsse eindeutig. Keine Klausel wie „Der Auftragnehmer schuldet keinen Erfolg“ ohne Erklärung. 5. Neutralität und Unabhängigkeit Anbieter ist unabhängig von Banken, Inkassofirmen oder Gläubigern. Keine Interessenkonflikte durch Provisionen oder Beteiligungen. 6. Alternative, sichere Anlaufstellen Staatliche oder gemeinnützige Beratungsstellen (z. B. Verbraucherzentralen, Caritas, Diakonie). In der Regel kostenlos oder kostengünstig. 7. Warnsignale Monatliche Raten zwischen 400 – 900 €, ohne nachvollziehbare Leistung. Nur wenige Vergleichsangebote oder fehlende Unterstützung bei der Insolvenz. Vertragsklauseln, die Erfolg ausdrücklich ausschließen. Über den Verein für Existenzsicherung e. V. Der Verein für Existenzsicherung e. V. ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Karlsfeld. Er bietet bundesweit Hilfe für überschuldete Verbraucher und Kleinunternehmer, unterstützt bei außergerichtlichen Schuldenregulierungen, begleitet Insolvenzverfahren und setzt sich politisch für eine faire Entschuldungspraxis ein. Beratung erfolgt in rumänisch, bulgarisch, italienisch, türkisch und mehreren anderenSprachen. video
von Johann Tillich 7. November 2025
Viele Arbeitnehmer freuen sich im Dezember über das zusätzliche Weihnachtsgeld. Doch was passiert, wenn man sich in einem Insolvenzverfahren befindet oder Lohnpfändungen laufen? Der Verbraucherschutzverein für Existenzsicherung (VfE) erklärt, welche Teile der Sonderzahlung tatsächlich unantastbar sind. Gesetzlicher Schutz des Weihnachtsgeldes Der maßgebliche Schutz ergibt sich aus der Zivilprozessordnung (§ 850a Nr. 4 ZPO). Danach sind Weihnachtsvergütungen bis zur Hälfte des monatlichen Pfändungsfreibetrags unpfändbar. Dieser Freibetrag wird für die Berechnung aufgerundet. Seit dem 1. Juli 2025 liegt der maßgebliche Freibetrag bei 1.560 Euro. Somit gilt: ➡ Bis zu 780 Euro Weihnachtsgeld sind unpfändbar – dieser Betrag darf immer behalten werden und fällt nicht in die Insolvenzmasse. So wird die Pfändung berechnet Der Insolvenzverwalter darf nicht einfach alles pfänden, was über 780 Euro hinausgeht. In der Praxis wird nach der sogenannten Nettomethode gerechnet: Gesamtnetto ermitteln: Monatliches Einkommen plus Netto-Weihnachtsgeld. Schutzbetrag abziehen: 780 Euro vom Gesamtnetto abziehen. Pfändungstabelle anwenden: Der verbleibende Betrag ist Grundlage für die Berechnung des pfändbaren Anteils – unter Berücksichtigung etwaiger Unterhaltspflichten. Beispiel: Ein Schuldner ohne Unterhaltspflichten erhält 2.000 Euro netto Gehalt und 1.000 Euro netto Weihnachtsgeld. → Gesamteinkommen: 3.000 Euro → Abzug Schutzbetrag: 3.000 € – 780 € = 2.220 € Dieser Betrag wird nach der Pfändungstabelle bewertet. Nur der pfändbare Anteil hiervon geht an die Insolvenzmasse. Lohnpfändung oder P-Konto – entscheidender Unterschied Der Schutz des Weihnachtsgeldes hängt auch davon ab, wie die Pfändung erfolgt: Bei Lohnabtretung an den Insolvenzverwalter berücksichtigt der Arbeitgeber den Schutzbetrag automatisch. Trotzdem sollte die Lohnabrechnung überprüft werden. Bei Pfändung über ein Pfändungsschutzkonto (P-Konto) muss der Schuldner selbst aktiv werden: Rechtzeitig Antrag auf Erhöhung des Freibetrags beim Insolvenzgericht stellen. Unbedingt vor Auszahlung des Weihnachtsgeldes handeln – nachträgliche Korrekturen sind kaum möglich. Fazit Das Weihnachtsgeld ist auch im Insolvenzverfahren nicht vollständig verloren. Bis zu 780 Euro bleiben gesetzlich geschützt. Wer mehr erhält, sollte genau prüfen, wie der Restbetrag behandelt wird. Besonders bei einem P-Konto gilt: Frühzeitig aktiv werden, um das hart erarbeitete Weihnachtsgeld zu sichern. Tipp des VfE: Wer unsicher ist, sollte sich rechtzeitig an eine Schuldnerberatung oder den VfE wenden. So lässt sich vermeiden, dass der festliche Bonus unter den Weihnachtsbaum des Insolvenzverwalters wandert. Video